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Mehr Sicherheit oder nur Spielerei – lohnt sich das Wechseln auf ein elektronisches Zylinderschloss?

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Smart-Home-Systeme halten zwar in immer mehr Haushalte Einzug, werden dort aber weit unter ihren Möglichkeiten genutzt. Lampen dimmen, Musik einschalten, vielleicht sogar ein paar Rollladen bedienen, das war es meist auch schon. Wird das System von einem Versicherer bezogen, sind meist noch sinnvolle Sicherheits-Features wie Rauchwarnmelder und Wasserwächter integriert. Elektronische Schließzylinder findet man dagegen nur selten. Dabei ist der Nutzen groß und Vorbehalte oft unbegründet.

Nie wieder ausgesperrt

Der wesentliche Vorteil elektronischer Schlösser liegt darin, dass Sie sich mit einem der Merkmale Wissen (PIN-Code), Besitz (Smartphone) oder Inhärenz (ein persönliches Merkmal, zum Beispiel ein Fingerabdruck) identifizieren können. Kommt Ihnen das bekannt vor? Richtig, es sind die seit September 2019 gültigen Kriterien, die Sie für das Online-Banking brauchen. Beim smarten Türschloss reicht allerdings ein Merkmal, während sie für den Kontozugriff zwei davon benötigen. Das Smartphone ist heute für viele Menschen ständiger Begleiter, und einen Finger verliert man nicht so schnell wie einen Schlüssel. Sie müssen nicht mehr in einer vollen Tasche nach dem Schlüsselbund suchen – diesen Vorteil kennen Sie vielleicht von einem schlüssellosen Zugangssystem zu Ihrem Auto. Während man bei herkömmlichen Türschlössern gleich das Zylinderschloss wechseln muss, wenn ein Schlüssel verlorengeht, reicht bei einem elektronischen Schließzylinder eine Neuprogrammierung. Das spart enorme Kosten, vor allem bei umfangreichen Schließanlagen in Mehrfamilienhäusern oder Bürogebäuden. Wird das elektronische Schloss nicht nur lokal über eine Bluetooth-Verbindung angesteuert, sondern ist WLAN-fähig, lassen sich Zugangsrechte auch spontan von unterwegs vergeben, zum Beispiel für am Bahnhof verpassten Besuch, für Gäste untervermieteter Ferienwohnungen oder für den Paketboten.

Klassischer Schlüssel bleibt funktionsfähig

Und was passiert, wenn sich das intelligente Schloss plötzlich dumm stellt, etwa weil die Funkverbindung gestört oder schlichtweg die Batterie leer ist? Bei Nachrüst-Systemen behalten die herkömmlichen Schlüssel ihre Funktion. Deponieren Sie den Ersatzschlüssel aber nicht unter der Fußmatte oder dem Blumentopf, denn die ältesten Verstecke kennt auch jeder Einbrecher. Ein vertrauenswürdiger Nachbar sollte den Schlüssel unbeschriftet aufbewahren – wird dort eingebrochen, weiß der Täter zumindest nicht, zu welchem Haus der erbeutete Schlüssel passt.

Maximale Sicherheit

Hundertprozentigen Schutz bieten weder mechanische noch elektronische Schließzylinder. Wenn ein Schlüsseldienst eine Türe öffnen kann, dann kann es auch ein Einbrecher. Neben den klassischen Methoden eines Einbruchs ergeben sich aber neue Methoden des Zutritts durch unzureichend gesicherte elektronische Schließsysteme. Ein Handy kann verlorengehen wie ein Schlüssel, ist dann aber hoffentlich über einen Sperrbildschirm geschützt. Funksignale lassen sich abfangen, kopieren und manipulieren. Aber wird ein Täter diesen komplizierten Weg gehen oder doch einfacher die ungesicherte Terrassentüre aufhebeln? Die den Versicherungen nahestehende VdS Schadenverhütung GmbH und die Smart Home Initiative Deutschland e. V. haben zusammen mit dem Institut für Internetsicherheit der Fachhochschule Gelsenkirchen und dem Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen umfangreiche Empfehlungen für Hersteller, Händler und Installationsbetriebe erarbeitet. Digitale Schlösser, die diesen Richtlinien entsprechen, sind mindestens so sicher wie ihre mechanischen Vorfahren.

Bild: Bigstockphoto.com / mulevich