Unsere Nase ist ein sehr empfindliches und immer noch ein wenig geheimnisvolles Organ. Die etwa zehn Millionen Riechzellen im Nasendach sind unsere Sensoren. Sie erkennen selbst kleinste Bestandteile der Luft und unterscheiden dabei je nach Definition mehr als eine Milliarde verschiedene Gerüche.
Wenig beachteter Langzeitspeicher
Wissenschaftlich ist der Geruchssinn von allen fünf Sinnen wohl am wenigsten erforscht. Klar ist, dass es durch ein direkte Verbindung zur Großhirnrinde eine Art Geruchsgedächtnis gibt. Neben dem Duft – oder eben Gestank – wird auch der Kontext der Wahrnehmung gespeichert. Wir erinnern uns also an einen positiven oder negativen Zusammenhang, und zwar oft unbewusst und nach aktuellem Wissensstand sogar besser als das bewusste Langzeitgedächtnis. Gerüche können angenehm sein – denken wir an eine grüne Wiese nach einem Sommerregen, an frisch gebackene Frühstücksbrötchen oder an das Parfum des Partners. Gerüche können aber auch krank machen. Beim multiplen Chemikalienunverträglichkeitssyndrom (MCS) kommt es gar nicht darauf an, ob ein Geruch als gut oder schlecht empfunden wird. Die Beschwerden sind mit einer allergischen Reaktion auf alltägliche Duftstoffe vergleichbar. Vor allem psychische Erkrankungen können aber auch dadurch verursacht sein, dass ein bestimmter Geruch eine Erinnerung aus dem Langzeitgedächtnis abruft und eine entsprechende Reaktionskette in Gang setzt.
Raumduft gezielt optimieren
Grund genug, sich mit dem Thema Raumduft auseinanderzusetzen. Möglicherweise bemerken wir unangenehme Gerüche in der eigenen Wohnung nicht. Im antiken Griechenland glaubten die Wissenschaftler, die Sonne verursache bei ihrem Weg über den Himmel ein stetiges Geräusch, dass für uns nicht hörbar sei, weil es uns ständig begleitet. So nehmen wir vielleicht auch den Geruch eines alten Teppichs, des Vorhangstoffs oder des Hamsterkäfigs gar nicht mehr wahr, oder zumindest ist keine negative Assoziation gespeichert. Besuchern mag es aber ganz anders ergehen – sie können unser Zuhause nicht riechen und möchten am liebsten (Achtung, Wortspiel) möglichst schnell wieder verduften.
Glücklicherweise gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, schlechte Gerüche zu vermeiden, zu neutralisieren und Wohnräume gezielt mit Düften zu versehen, die von einer Mehrheit als angenehm empfunden werden. Zunächst sollte die Quelle des Geruchs beseitigt werden. Verdächtige Stellen sind Abflussrohre, Spülmaschine, Vorratsschrank, Wäschekorb, Aschenbecher, Blumenerde, aber auch frische Farbe. Zum Neutralisieren helfen Hausmittel wie Backpulver, Kaffeesatz oder Essig und Wasser im Mischungsverhältnis 1:2. Danach muss man aber gut lüften, denn Essiggeruch ist ja auch nicht das, was man sich für einen Wohnraum wünscht.
Düfte vorher ausprobieren
Um neuen Duft in die Wohnung zu bringen, verwenden Sie ganz nach Ihrem Geschmack Raumsprays, Aroma-Diffuser, Duftkerzen, Wäscheduft und Textilauffrischer. Beliebt sind zum Beispiel die Duftrichtungen Zitronenmelisse, Lavendel, Rosenblüte, Bergamotte, Zirbel und Sandelholz. Wenn Sie unsicher sind, kaufen sie zunächst eine kleine Menge. Ist der Duft so, wie Sie ihn sich vorstellen? Treten allergische Reaktionen auf? Sind Babys, Kleinkinder und Haustiere in der Wohnung, sollte man vorsichtig sein beim Einsatz ätherischer Öle und bei Lufterfrischern, die mit Ultraschall arbeiten. Mit Eukalyptusblättern, Orangen und Nelken lässt sich ein Duftspender auch selbst basteln – garantiert mit ausschließlich natürlichen Inhaltsstoffen.
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