In gewerblich genutzten Räumen finden wir häufig Bodenbeläge aus Vinyl anstelle empfindlicher Holzböden. Ist Vinyl auch für Wohnräume geeignet? Und wie aufwendig ist es, einen Vinylboden selbst zu verlegen? Hier ein Überblick über die wichtigsten Eigenschaften eines vielseitig einsetzbaren Materials.
Kein Vergleich zum alten PVC
Das Wort Vinyl leitet sich zwar vom lateinischen vinum (Wein) ab, hat aber nichts mit dem Getränk zu tun. Im 19. Jahrhundert vermutete man fälschlicherweise Vinylalkohol im Wein, und seitdem blieb der Begriff erhalten. Bekannter ist Vinyl wahrscheinlich als Material der Schallplatte und aus dem Kunststoff Polyvinylchlorid (PVC). Dem PVC-Boden aus den 1960er-Jahren ist auch der schlechte Ruf geschuldet. PVC geriet wegen gesundheitsschädlicher Weichmacher in die Kritik, außerdem ist PVC entflammbar und gibt beim Verbrennen Chlorwasserstoff und Dioxine ab. Modernes Vinyl hat diese Nachteile nicht. Mehrere Initiativen der Industrie waren nicht nur auf Freiheit von Schadstoffen gerichtet, sondern auch auf ein verbessertes Recycling des Kunststoffs. Die EU sorgte durch gesetzliche Vorgaben dafür, dass der Weichmacher Phthalat seit 2015 verboten ist und überwiegend durch Mesamoll ersetzt wurde. Der Unterschied vom Vinylboden zum Laminat-Boden liegt übrigens darin, dass Laminat zu einem großen Teil aus Holz(-Fasern) besteht, während Bodenbeläge aus Vinyl zu 100 % aus Kunststoff hergestellt werden.
Pflegeleicht, hygienisch und leise
Bodenbeläge aus Massiv-Vinyl sind unempfindlich gegen Feuchtigkeit, deshalb sehr leicht sauber zu halten und daher auch in Feuchträumen und in Bereichen mit höheren Hygieneanforderungen gut einsetzbar. Allerdings ist zu bedenken, dass Vinyl keine Luftfeuchtigkeit aufnehmen kann – das Raumklima muss durch entsprechendes Lüften reguliert werden. Der Schall im Raum selbst und in angrenzenden Räumen ist geringer als beim Laminat. Je nach Verlegeart kommt zusätzlich eine Trittschalldämmung zum Einsatz, die den positiven Effekt unterstützt.
Oberflächen für Dekor und Haptik
Der Fantasie bei der Oberflächengestaltung von Vinylböden sind fast keine Grenzen gesetzt. Dabei geht es nicht nur um die Optik – zum Beispiel naturgetreue Nachbildung von Holz, Stein oder Fliesen –, sondern auch um die Haptik. Damit ist die Griffigkeit der Oberfläche gemeint, denn sie sollte zur Optik passen. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist die Fußwärme von Vinylböden. Bei einem Holzboden ist der Eindruck stimmig, bei Stein und Fliesen würden wir nach Optik und Haptik einen kalten Boden erwarten – und sind angenehm überrascht, dass wir doch keine kalten Füße bekommen. Und noch ein Vorteil: Fällt Ihnen mal ein Geschirrteil aus der Hand, geht es auf einem Steinboden und wahrscheinlich auch auf Laminat zu Bruch. Bei dem nachgiebigeren Vinyl können Sie Glück haben und alles bleibt heil. Außerdem müssen Sie sich nicht wegen auslaufender Flüssigkeit sorgen.
Verschiedene Verlegearten
Einen Vinylboden verlegen Sie als Rollenware entweder schwimmend oder verklebt. Die Rollenware ist in verschiedenen Standardbreiten erhältlich. Einfacher geht es mit Klick-Vinyl mit oder ohne Trägerplatte. Die Aufbauhöhe beträgt ohne Träger nur etwa fünf Millimeter, das Klicksystem entspricht dem, was Sie von Laminat oder Korkböden kennen. Ohne Verklebung ist ein einfacher Rückbau möglich – wichtig für gemietete Wohnräume. Eine dritte Möglichkeit sind Vinyl-Dielen, die selbstliegend mit leicht haftender Unterseite oder selbstklebend angeboten werden. Eine vollflächige Verklebung eignet sich vor allem für große Räume ab zwanzig Quadratmetern.
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